In einem zunehmend multikulturellen Umfeld und dem immer schneller werdenden Wandel der Gesellschaft wird es immer wichtiger, sich auf unsere Intuition zu besinnen. Wir können uns nicht mehr auf unsere Werte und unsere Umgangsformen als die „grundsätzlich Richtigen“ verlassen.
Wenn wir zwischenmenschlich in Zukunft erfolgreich sein möchten und vertrauensvolle Beziehungen pflegen wollen, wird es unerlässlich sein, sich mit der Fähigkeit des Perspektivwechsels zu beschäftigen.
Christoph Barmeyer (Quelle 5.1:) hat den Begriff Perspektivwechsel wie folgt definiert: „Intellektuelle Fähigkeit, neben der eigen(-kulturellen) auch andere(-kulturelle) Perspektiven einnehmen zu können und in der Folge den eigenen Standpunkt kritisch hinterfragen zu können.“
Was genau gemeint ist, soll die folgende (Bilder-)Geschichte verdeutlichen:
Es handelt sich um die Geschichte vom Chef Andreas und dem Praktikanten Patrick.
Die beiden haben eine sehr gute Zeit miteinander und gemeinsam bereits mehrere Projekte erfolgreich abgeschlossen.
Weil sie sich gut verstehen, bittet Andreas Patrick bei der Planung der Weihnachtsfeier um Hilfe. Patrick freut sich sehr über das Vertrauen und so verabreden sich die beiden an einem Samstag morgen im Büro.
Andreas ist schon ein Moment früher ins Büro gekommen, um noch einiges in Ruhr zu erledigen.
Es öffnet sich die Tür und Patrick betritt freudig strahlend das Büro.
Doch seine Freude schlägt in Angst um, als er den Hund sieht. Er wusste nicht, dass Andreas einen Hund hat.
Dieses Tier ist Andreas vor Jahren an einer Autobahnraststätte zugelaufen und es war „Liebe auf den ersten Blick“. Seitdem ist der Hund, wann immer es geht, bei ihm.
Wie sollte Andreas jetzt im Sinne des Perspektivwechsels reagieren, wenn es folgende Möglichkeiten gibt:
- Patricks Angst ignorieren?
- Patrick versichern, dass dieser Hund nichts macht und den Hund an seinen Platz zurückbringen?
- Den Hund vorübergehend in ein anderes Zimmer bringen oder anleinen?
Am Ende der Geschichte werden die Lösungsvorschläge näher erläutert.
Soviel sei schon verraten: Andreas hat es richtig gemacht und die beiden haben mit vielen guten Ideen und einer Menge Spaß das Fest vorbereitet.
Der Tag der Feier ist gekommen und nachdem die beiden mit den Vorbereitungen fertig sind, haben sie noch ein wenig Zeit.
Sie haben sich zu einer Tasse Kaffee an den Tisch gesetzt, als das Telefon von Andreas klingelt. Nachdem sich Andreas kurz bei Patrick entschuldigt hat, nimmt er das Telefonat entgegen.
Es dauert länger, als angenommen und so beginnt Patrick gedankenverloren mit den Tannenzweigen aus dem Adventskranz zu „kokeln“. Seine Eltern zünden zu Hause mit vertrockneten Tannenzweigen das Kaminfeuer an, da sie den Geruch lieben. Patrick verbindet mit dem Geruch Gemütlichkeit und Geborgenheit.
Andreas hört das Knistern des Feuerchens und riecht den Geruch der brennenden Tannenzweige. Entsetzt dreht er sich zu Patrick.
Patrick hat nun folgende Möglichkeiten:
- Andreas‘ Reaktion ignorieren
- Andreas versichern, dass er viel Erfahrung mit Feuer hat und weitermachen
- Es sofort lassen
Die Lösungsvorschläge für Andreas und Patrick sind in als Taten folgendermaßen „übersetzbar“:
A | B | C |
---|---|---|
= Ignorieren | = Registrieren und mit Worten reagieren | = Registrieren und mit Taten agieren |
Zu welcher Möglichkeiten, tendiert ihr, wenn ihr euch die Übersicht betrachtet?
A = Ignorieren ist wahrscheinlich keine Option.
B = Unser Gegenüber zu beruhigen, könnte eine Option sein. Sie ist vermutlich die am häufigsten zu beobachteten Reaktion in vergleichbaren Fällen.
C = ist die Reaktion, mit der ihr bei eurem Gegenüber Respekt und Wertschätzung erreicht.
Um den Perspektivwechsel zu vollziehen, benötigen wir Empathie-Fähigkeit.
Im Duden (Quelle: 5.2) wird das Wort als Bereitschaft und Fähigkeit definiert, sich in die Einstellungen anderer Menschen einzufühlen.
Zusätzlich brauchen wir einen Wissensvorrat über den anderen, den wir oft nicht haben können. Allerdings, wenn wir in der Körpersprache des anderen eine abweisende Reaktion sehen, sollten wir aufmerksam werden.
Das Geheimnis gelungener Beziehungen liegt darin, auf kommunikative Störungen nicht nur (verbal) zu registrieren, sondern auch mit Taten zu agieren.
Wenn sich die Möglichkeit ergibt, empfiehlt es sich, nach dem Grund der Reaktion er erkundigen, um die Reaktion besser verstehen zu können.
Patrick zum Beispiel hat ist als 10-jähriger unvermittelt von einem Hund gebissen worden. Er hatte schon immer Respekt vor den Tieren und sich damals bei dem Besitzer erkundigt, ob das Tier nicht beißt. Der Tierhalter hatte versichert, dass der Hund nichts macht und irrte sich leider. Warum, ist nie herausgekommen. Aufgrund dieser Erfahrung hilft ihm die Aussage „Der Hund beißt nicht“, denn seine Erfahrung hat ihn etwas anderes gelehrt.
Andreas hingegen hatte vor einigen Jahren ein schreckliches Erlebnis in einem Urlaub gehabt, als er von einem Waldbrand eingeschlossen wurde und in letzter Minute gerettet werden konnte. Wann immer er brennendes Holz und Tannenzweige riecht, wird er an dieses traumatische Erlebnis erinnert.
Wer diese Fähigkeiten beherrscht, wir zwischenmenschlich sehr erfolgreich sein, wenn er in den Fällen auch mit Taten im Sinne des Gegenübers agiert.
Das letzte Kapitel 6 gibt es eine Zusammenfassung unter dem Motto: „Wir haben unsere Zukunft in der Hand“.