Kapitel 3.1: In welchen Bereichen pflegen wir Beziehungen, wie entstehen und entwickeln sie sich?

In diesem Blog geht es nicht nur um partnerschaftliche Beziehungen, sondern es soll um alle Beziehungen gehen, die wir in unserem persönlichen Beziehungsumfeld haben. Sobald wir aus unserer zu Hause verlassen, treffen wir auf Menschen, zu denen wir unterschiedliche Beziehungen haben. Nun ist die Frage, ab wann von einer „Beziehung“ gesprochen werden kann? Haben wir eine Beziehung zu unserem Paketboten, weil er immer die netten Internetbestellungen bringt? Können wir von einer „Beziehung“ sprechen, wenn wir von unseren Vorgesetzten oder Kollegen reden? Haben wir auch zu unserem Nachbarn eine Beziehung, nur weil wir ihn regelmäßig auf der Straße treffen? Wie können wir, wenn das überhaupt möglich ist, Beziehungen „qualifizieren“? Welche Faktoren einer Beziehung lassen uns zu dem Schluss kommen, dass eine „Beziehung“ für uns „wichtig“ ist oder sein sollte.

Wenn wir das Wort „Beziehung“ im Duden (Quelle 3.1) nachschlagen, erhalten wir zwei Bedeutungen:

  1. Verbindung, Kontakt zwischen Einzelnen oder Gruppen
  2. innerer Zusammenhang, wechselseitiges Verhältnis

Um die oben geschriebenen Faktoren zu visualisieren, habe ich ein Modell erfunden, welches ich das „Beziehungsumfeld -Modell“ nenne.

In dem Modell gehe ich davon aus, dass wir persönliche Beziehungen haben. Es ist nicht einfach, eine Beziehunge zu qualifizieren. Welche Faktoren sollten angewandt werden?

Aus der Definition des Dudens habe ich zwei Faktoren abgeleitet:

In unserem realen persönlichen Beziehungsumfeld treffen wir Menschen unterschiedlich oft.

Im engen realen Beziehungsumfeld treffen wir idealerweise unsere Lebenspartner und Familien, aber auch Freunde, Vorgesetzte, Kollegen, Teamgefährten im Sport und Nachbarn gehören in unser reales, persönliches Beziehungsumfeld.

Im weiteren realen Beziehungsumfeld begegnen wir Menschen seltener, aber wiederkehrend: zum Beispiel Kunden, Geschäftspartner im Berufsleben, aber auch Menschen aus dem privaten Bereich gehören dazu: zum Beispiel Paket- und Postbote, Bäckereimitarbeitende, Tankwart/-in usw.

Das „emotionale“ Beziehungsumfeld beschreibt die persönliche Bindung:

Unabhängig von der Häufigkeit des Zusammentreffens auf Menschen spielen die Gefühle eine wichtige Rolle:

Familie:

Mit unseren Eltern und Geschwistern sind wir aufgewachsen und uns verbinden im Normalfall viele, gemeinschaftliche Erlebnisse. Früher lebte die Kernfamilie nicht weit entfernt voneinander. In Zeiten der notwendigen Mobilität (z.B. Ausbildung / Beruf), ist das oft nicht mehr der Fall.

In den Familien bilden sich durch viele gemeinsame Erlebnisse und Erinnerungen enge emotionale Beziehungen.

Die Kinder werden von ihren Eltern geprägt, soviel ist sicher! Dazu gibt es zahlreiche Berichte, die unter Eingabe der Stichwörter „Eltern prägen Kinder“ im Internet recherchiert werden können.

Lebensgemeinschaft/Partnerschaft:

Ihnen kommt die größte Bedeutung zu, denn damit sind die Menschen gemeint, mit denen wir zusammenleben und die uns emotional am Nächsten stehen. Leider ist nicht es nicht immer möglich, dass wir unseren Partner täglich und intensiv begleiten können, denn Fernbeziehungen aufgrund beruflicher Situationen sind nichts ungewöhnliches mehr.

Freunde & Bekannte, Berufliche und sonstige Kontakte:

Mögen wir einen Menschen gerne, so treffen wir ihn möglichst oft. Beruht das Empfinden auf Gegenseitigkeit, entwickelt sich eine Beziehung, die im ersten Schritt auf Sympathie basiert – ein Idealfall. Langfristig gesehen befinden sich Beziehungen in einem ständigen Wandel und Anpassungsprozess. Im Idealfall beruht sie auf Dauer unter anderem auf Vertrauen und Verlässlichkeit.

Nicht immer ergibt sich für uns der Idealfall, in dem die uns emotional nahestehenden Menschen immer bei uns sein können. Leider kommt es auch vor, dass wir in unserem realen Beziehungsumfeld häufig auf Menschen treffen, die uns nicht sehr sympathisch sind.

In dem „Beziehungsumfeld-Modell“ sehen die oben beschriebenen Faktoren wie folgt aus:

In der Mitte stehen wir und nehmen für unser Beziehungsumfeld die Faktoren an:

Die Zeit (reales Beziehungsumfeld) und die Emotionen (emotionales Beziehungsumfeld)

Quelle: Ulrike von Rohr: Persönliches Umfeld Modell

Der Vater steht uns in diesem Beispiel emotional sehr nahe. Leider wohnt der Vater 500 km entfernt. Deshalb liegt der Punkt auf der emotionalen Seite sehr nah an uns, auf dem „Realen Beziehungsumfeld “ jedoch sehr weit entfernt. Unser Chef ist uns im „Realen Beziehungsumfeld “ sehr nahe. Emotional ist er uns jedoch weit entfernt.

Leider geschieht es häufig, dass wir aus den verschiedensten Gründen mit Menschen zusammen sein müssen, die uns nicht sympathisch sind, und die wir lieber meiden würden. Aus beruflichen oder privaten Gründen treffen wir dennoch immer wieder mit ihnen zusammen und bauen deshalb auch eine „Beziehung“ zu ihnen auf. Wenn wir es schaffen, auch diese Beziehungen adäquat zu pflegen, dann können wir uns in allen Situationen wohl fühlen.

Manchmal kommt das Gefühl auf, das wir Menschen mit einem Schwarz-/Weißbild leben, wenn es um die Menschen in unserem engeren Beziehungsumfeld geht. Entweder mögen wir sie – oder eben gar nicht. Aber selbst wenn wir sie nicht besonders mögen, haben sie dennoch ein grundsätzliches Recht auf eine respektvolle, höfliche und freundliche Behandlung. Wünschen wir uns das selber nicht auch? Es ist völlig normal, dass es Menschen gibt, die uns sympathischer sind als andere.

Manchmal können wir ihnen nicht aus dem Weg gehen, auch wenn wir ihren Kontakt nicht suchen.

Für Menschen, die sich in unserem näheren Beziehungsumfeld bewegen, sollten wir uns mehr Zeit nehmen, um sie kennenzulernen. auch wenn uns unser erster Eindruck emotional „diktieren“ möchte, ob wir sie mögen per nicht. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um das Kontakt-Beziehungsumfeld oder Beziehungsumfeld handelt.

Je mehr wir über andere wissen, desto leichter wird es uns fallen, die Beweggründe für ihr Handeln zu verstehen. Wenn wir diese Zeit nicht investieren wollen oder können, so ist es empfehlenswert, diese Menschen dennoch zu akzeptieren bzw. respektieren.

Beziehungen im beruflichen Beziehungsumfeld

Wenn wir mit Menschen zusammenarbeiten, gibt es unterschiedliche Faktoren, die sich ebenfalls auf die Beziehungen untereinander auswirken. Im Berufsleben treffen ganz unterschiedliche Charaktere aufeinander, die z.B. unterschiedliche Handlungsweisen haben oder ein anderes Zeitverständnis. Zwei Beispiele sollen diese Aussage verdeutlichen:

Während der eine Kollege seinen Schreibtisch stets aufgeräumt hat, herrscht auf dem angrenzenden Arbeitsplatz stets ein Chaos, welches allzu häufig auf den Schreibtisch seines des Gegenübers übergreift.

Während der eine Kollege seine Aufgaben so zeitgerichtet erledigt, dass sie ohne Druck von der nächsten Abteilung weiterbearbeitet werden können, ist der andere Kollege mit seiner Aufgabe immer „auf dem letzten Drücker“ fertig und übergibt diesen Stress somit an die nächste Abteilung, der infolgedessen von Beginn an Zeit fehlt.

Durch beide oben genannten Faktoren entsteht automatisch Konfliktpotential, welches sich auch auf die Beziehung unter den Kollegen auswirkt.

Beziehungen im privaten Beziehungsumfeld

Die meisten Menschen sind sich nicht bewusst, dass sich unsere privaten Beziehungen in einem ständigen Wandlungsprozess befinden. Wenn wir entscheiden, uns an einen Partner zu binden und eine Familie zu gründen, durchlaufen wir verschiedene Phasen. In diesen Lebensabschnitten wird unsere Beziehung zu unserem Partner durch die äußeren Umstände immer wieder beeinflusst. Sie erfordern andere Handlungsweisen der Beteiligten, die zu Konflikten führen können, wenn wir uns ihrer nicht bewusst sind.

Berufliche und private Beziehungen unterscheiden sich in einem wesentlichen Punkt: Berufliche Beziehungen sind auf die Arbeitszeit begrenzt und involvieren die Beteiligten meist weniger emotional als private Beziehungen. Sie können meist rationaler betrachtet und leichter durch einen Arbeitsplatzwechsel (auch innerhalb eines Betriebes) beendet werden. Aus privaten Beziehungen kommen wir nur erschwert heraus, vor allem wenn es ich um Eltern / Kind Beziehungen handelt.

In nächsten Kapitel 3.2 geht es um den Wandlungsprozess, den wir durchmachen, wenn der Traumpartner(-in) zum(-r) Lebenspartner(-in) wird. Dieses Kapitel findet ihr hier.

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