Quelle 4.1: Bolten
Dieses Model beschreibt die Bedeutung von drei Ebenen, wenn wir kommunizieren.
Ebene 01: das „DAS“ – „Informationstechnologische Ebene“ oder auch „Medienebene“ genannt.
Dazu benutzen wir, wie wir es aus dem Radio oder Fernsehen kennen, einen Übertragungskanal. Stehen wir uns „in Persona“ gegenüber, verfügen wir über die meisten Möglichkeiten, Informationen richtig zu übertragen.
Wenn wir andere Wege als die direkte Kommunikation „in Persona“ nutzen, kann die Informationsübertragung gestört sein. Zum Beispiel, wenn wir über das Mobiltelefon sprechen und wir immer wieder in Funklöcher kommen, es ständig zu sogenannten Pufferzeiten (Verzögerungen) kommt oder es bei der Übertragung rauscht.
Ebene 02: das „WAS“ – die inhaltliche Informationsübertragung oder auch „Inhaltsebene“ genannt.
Letztendlich haben wir in einer Gesellschaft/Gruppe/Kultur Worte erfunden, um Dinge zu benennen, wenn wir miteinander reden. Unglücklicherweise kann es hier auch zu Störungen kommen, nämlich genau dann, wenn die Worte unterschiedlich codiert sind. Damit sind die kommunizierten Zeichen gemeint, die in „natürliche“ und „künstliche“ Zeichen unterschieden werden.
Natürliche Zeichen beschreiben existierende Dinge, wie zum Beispiel „Baum“, „Stein“, „Mond“.
Künstliche Zeichen sind von uns erfundene Wörter zu Dingen, die wir erschaffen haben: „Dollar“, „Auto“ oder „Handy“.
Aber auch innerhalb einer Sprache können Dinge unterschiedlich benannt werden, was zu Kommunikationsproblemen führen kann.
Regionale Sprach-Codierungen:
- Der „Krapfen“. Hierbei handelt es sich um ein kleines, rundes, häufig mit Konfitüre (meistens Hagebuttenmarmelade) gefülltes Gebäckstück aus Hefe. Der Krapfen wird aber nur in einigen Bundesländern, wie zum Beispiel in Bayern, so genannt. Im Rheinland zum Beispiel wird genau dieses Gebäck „Berliner“ genannt. In Niedersachsen ist ein „Krapfen“ ungefüllt und hat ein Loch in der Mitte.
- Bei der „Schrippe“ handelt es sich in Bayern um ein bestimmt geformtes Weizenbrötchen, welches im Rheinland „Spitzbrötchen“ heißt.
Verwirrungen durch die Nutzung verschiedenen Vokabeln aus „anderen“ Sprachen:
Die meisten deutschsprachigen Menschen glauben, dass das „Handy“ auch in der englischen Sprache „Handy“ genannt wird. Es hört sich Englisch an und ist tatsächlich auch ein englisch klingendes Wort. Leider hat sich dieses Wort lediglich im Deutschen eingebürgert. Im Englischen heißt das Mobiltelefon „mobile“. Das Wort „Handy“ im englischen Sprachgebrauch hingegen heißt „praktisch, geschickt“.
Wenn also eine nur Englisch sprechende Person gebeten wird, sein „Handy“ kurz für einen Anruf auszuleihen und ihr gesagt wird: „May I use your handy for a call, please?“
dann heißt das für diese englisch sprechende Person: „Könnte ich mir dein praktisch für einen Anruf nutzen?“ Verständlicherweise wird die Person jetzt irritiert sein.
Sehr bezeichnend ist auch folgendes Beispiel, wenn es um Vokabeln geht, die in einer Sprache in verschiedenen Zusammenhängen unterschiedliche Bedeutung haben:
Eine 16-jährige aus Deutschland besucht mit Freunden ein indisches Restaurant in London und der Kellner fragte sie freundlich, ob sie ihr ausgewähltes Gericht denn „hot“ haben möchte. Diese Vokabel hat sie in der Schule als „heiß“ zu übersetzen gelernt. „Hot“ bedeutet im Zusammenhang mit Speisen aber auch „scharf“, was sie leider nicht wusste. „Aber klar“, sagte sie, denn wer mag schon kaltes Essen? Sie bekam sehr scharfes Essen, welches sie aus Höflichkeit und Schamgefühl hinunterzwang und welches eine Nacht mit Kamillentee und Übelkeit nach sich zog.
Ebene 03: das „Wie“ – oder auch „Beziehungsebene“ genannt.
Hier geht es darum, welche Beziehung wir zu dem anderen haben. Den meisten Menschen scheint nicht bewusst zu sein, dass wir im Kommunikationsprozess gleichermaßen „Sender“ und „Empfänger“ sind.
In dem Moment, in dem wir eine Botschaft schicken, können wir auch gleich an der Reaktion des anderen ablesen, was er beim Empfangen der Botschaft empfindet (vorausgesetzt, wir kommunizieren „in Persona“ und nicht über irgendwelche Medien, aber dazu kommen wir später). Das bedeutet, dass der Empfänger auch gleichermaßen ein Sender ist.
Ein Beispiel:
Ihre Partnerin hat Geburtstag und Sie haben sich beim Aussuchen des Geschenkes wirklich viel Mühe gegeben. Nach langen Überlegungen haben Sie sich für ein Parfum entschieden, von dem Sie glauben, dass es ihr gefällt. Nun packt sie es aus und die Gesichtszüge versteinern sich. Dieses Parfum erinnert sie an einen Freund, der es immer benutzt hatte. Mit diesem war sie vor Jahren in großem Streit auseinander gegangen. Sie muss heute noch an diesen Tag des Streits denken, wenn sie das Parfum sieht oder riecht. Ohne dass ein Wort gesagt wurde, wissen Sie nun, dass das Geschenk nicht angekommen ist. Diese Enttäuschung wirkt sich auf den weiteren Kommunikationsprozess zwischen den beiden Partnern aus, besonders dann, wenn sich der Partner nicht erklärt.