Das Sprichwort: „Der rückt mir zu sehr auf die Pelle“ wird heute oft noch verwendet, wenn ein Mensch dem anderen körperlich zu nahe kommt und diese Nähe als unangenehm empfunden wird. Edward T. Hall hat in seinem Buch „The Hidden Dimension“ aus dem Jahre 1966 interessante Forschungen über Distanzzonen vorgestellt. Laut verhaltenswissenschaftlicher Studien haben die meisten Menschen, die innerhalb eines Kulturkreises leben, ein weitgehend übereinstimmendes Distanzempfinden. Als Distanzzone wird der räumliche Abstand zum Gegenüber bezeichnet. Für den nord-, mittel- und osteuropäischen Raum gilt die Einteilung in vier Distanzzonen:
1. die intime Distanzzone: Sie reicht von ganz nah einschließlich Körperkontakt bis zu etwa einem halben Meter und ist unter relativ fremden Menschen ganz allgemein oder im Geschäftsleben die Tabuzone. Ausgenommen sind lediglich Gruppen, die ihre Tätigkeit ohne Körperkontakt nicht ausüben können. Also alle medizinischen und kosmetischen Metiers wie Ärzte, Physiotherapeut, Friseurin, Visagistin und Ähnliche. Außerdem hat der Gesellschaftstanz eine Sonderstellung, bei der sich selbst wild fremde Menschen-allerdings erst nach vorheriger Absprache! -anfassen dürfen.
2. die persönliche Distanzzone: Sie eignet sich am besten für Gespräche -Reichweite zwischen zirka einem halben Meter bis zu ungefähr einem Meter– und ist die Begrüßungsdistanz für einen Handschlag.
3. die gesellschaftliche Distanzzone: Sie schließt an die persönliche Distanzzone an und endet bei gut zwei Metern. Hier kann eine erste Kontaktaufnahme –etwa durch Blickkontakt- stattfinden. Durch sogenannte Distanzzonenvergrößerer –im Berufsleben etwa Schreibtische– können ungünstige Signale gesendet werden.
4. die Öffentliche Distanzzone: Sie beginnt bei ungefähr zwei Metern und verläuft bis ins Unendliche. In großer Entfernung ist es am schwierigsten, persönlichen Kontakt herzustellen –je weiter weg, desto diffiziler. Deshalb ist es bei Reden, Meetings oder Präsentationen in großen Räumen umso wichtiger, sich auf dieses Hemmnis einzustellen.
(Die Beschreibung der Distanzzonen stammen aus dem Buch von Inge Wolff, Knigge im Job, 2006, Seite 11)