Um uns dem Thema zu nähern, soll zunächst unser Leben in der Gegenwart beschreiben werden. Sicher findet ihr euch in den Beschreibungen teilweise selbst, aber vor allem eure Mitmenschen darin wieder. Natürlich können in der Bestandsaufnahme nicht „alle“ Menschen gemeint sein. Allerdings erscheint die hier dargestellte Gruppe sehr groß zu sein. Alle Beobachtungen beziehen sich nur auf den europäischen Raum und vielleicht solche Länder, die sich in einem vergleichbaren wirtschaftlichen und sozialen Zustand befinden. Auch der Zugang zum Internet muss in dem Fall gewährleistet sein und die Einwohner*Innen ein Smartphone besitzen und benutzen.
Um uns dem Thema zu nähern, soll zunächst unser Leben in der Gegenwart beschreiben werden. Sicher findet ihr euch in den Beschreibungen teilweise selbst, aber vor allem eure Mitmenschen darin wieder. Natürlich können in der Bestandsaufnahme nicht „alle“ Menschen gemeint sein. Allerdings erscheint die hier dargestellte Gruppe sehr groß zu sein. Alle Beobachtungen beziehen sich nur auf den europäischen Raum und vielleicht solche Länder, die sich in einem vergleichbaren wirtschaftlichen und sozialen Zustand befinden. Auch der Zugang zum Internet muss in dem Fall gewährleistet sein und die Einwohner*Innen ein Smartphone besitzen und benutzen.
Die meisten Menschen im europäischen Raum haben alles zum Leben, was sie brauchen. Sie haben ein Dach über dem Kopf, ein warmes Bett, in dem sie schlafen und einen Kühlschrank, der immer etwas zum Essen hergibt. Weil es sich die Menschen in vielen Beziehungen gemütlich eingerichtet haben, sehen sie auch keinen Grund mehr, aktiv zu werden. Zu Hause und unterwegs werden die Menschen durch den Gebrauch ihrer Unterhaltungselektronik dauerbeschäftigt. Ständig sind sie auf dem neusten Stand, egal, ob es um Neuigkeiten im Freundeskreis geht, um die Weltpolitik oder beispielsweise die Neuerscheinung eines neuen Mediengerätes auf dem Markt. Das Smartphone fesselt in jeder Situation unsere Aufmerksamkeit: Sei es beispielweise in einer Warteschlange, vor Beginn des Filmes im Kino oder wenn wir zu Fuß unterwegs sind. Immer wieder ist in den Nachrichten zu lesen, dass Menschen sich lebensgefährlich verletzen, weil sie durch ihr Smartphone abgelenkt wurden. Von uns wird erwartet, dass wir ständig erreichbar sind und unsere Nachrichten auf den sozialen Medien innerhalb kürzester Zeit beantworten.
Eine besonders große Rolle zu unserer Dauerunterhaltung spielt das (Internet-)Fernsehen, welches mehr und mehr „On Demand“ genutzt wird. Gab es zu Beginn des Fernsehzeitalters eine Hand voll Programme mit begrenzter Sendezeit, stehen uns heute eine Unzahl von Sendern mit Programmen rund um die Uhr zur Verfügung. Zu Beginn des Fernseh-Zeitalters mussten die Verantwortlichen der wenigen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten eine genaue Auswahl der Sendungen für eine begrenzte Sendezeit treffen. Heute bieten unendlich viele, größtenteils private Sendeanstalten vielfältige Sendeformate rund um die Uhr an. Es ist eine große Herausforderung, bei dieser Senderzahl ein anspruchsvolles Programm zu gestalten. Denn ob wir wollen oder nicht: Das TV-Angebot prägt auch Kultur. Während wir uns früher nach dem Fernsehprogramm richteten (20.00 Uhr war Stille auf den Straßen, denn da wurden die Nachrichten gesendet), richtet sich das Fernsehprogramm heute nach uns
Je jünger der Zuschauer desto mehr fehlt (wachstumsbedingt) das komplexe Verständnis, dass das Fernsehprogramm von Menschenhand gemacht ist und niemals eine einzige Wahrheit zeigt. In den 70er und 80er Jahren spielte das Fernsehprogramm eine untergeordnete Rolle, auch, weil es oft nichts zu sehen gab außer einem Standbild.
Über die verschiedensten medialen Wege erfahren wir, was das Neueste „must have“ (engl. „Was du haben musst“) ist und wie kostengünstig daran zu kommen ist. Bemerkenswert ist auch, dass es sich in der Werbung zu einem hohen Prozentsatz auch nur um uns selbst als Zielgruppe dreht. Egal, ob es der Kauf eines neuen Autos ist, des neuesten Laptops oder auch nur um einen simplen Drogerieartikel ist. Da geht es nicht mehr um Sachen für unsere „Liebsten.
Wünsche erfüllen sich die Menschen hierzulande meistens selbst, sodass Freunde und Familie keine Ideen und Anregungen bekommen, worüber sich der zu Beschenkende freuen würde. Das Ergebnis ist der Kauf eines Gutscheines für den anderen, was sicherlich eine angenehme Sache ist, aber den Sinn eines Geschenkes in Frage stellt. Sollten Geschenke nicht Überraschungen sein, die an den anderen vielleicht erinnern? Freuen wir uns nicht besonders über Sachen, wenn wir sehen, dass sich der Schenkende besonders viel Mühe gemacht hat.
Das Leben scheint so einfach zu sein. Sofas können inzwischen zur Ansicht nach Hause bestellt werden und bei Nichtgefallen kostenfrei zurückgegeben werden. Diese Optionen eröffnen kreative Wege für Familienfeiern zu Hause. Es kann zum Beispiel ein Sofa zu Ansicht zufälligerweise zu dem geplanten Familienfest zu Hause bestellt und es hinterher wieder zurückschickt werden. Warum nicht?
Wenn der Baum im Garten des Nachbarn stört, dann wird vor Gericht verhandelt. Es wird versucht, die Fällung unter dem Vorwand durchzusetzen, dass auf dem Grundstück die Blumen nicht mehr genügend Licht bekommen.
In einigen Großstädten (Beispielsweise Regensburg und Fürth) toben gerichtliche Auseinandersetzungen zwischen den Gastronomen und Anwohnern, die sich in ihrer nächtlichen Ruhe gestört fühlten. Das ist nachvollziehbar, wenn die partyfreudigen Gäste der Gastonomen mitten in der Nacht teilweise laut grölend den Weg nach Hause antreten. Würden die Restaurantbesucher mit normaler Lautstärke unterwegs sein, würden sie von den Anwohnenden im wahrsten Sinne des Wortes „nicht gehört“ und alles wäre in Ordnung. Weitere Informationen zu diesem Absatz findet ihr unter (Quelle 1.1).
In Düsseldorf sah sich ein Gastwirt gezwungen, einen Teilbereich seines Biergartens für Kinder und Hunde zu sperren. „Schuld sei vor allem ein bestimmter Typ von Eltern: „Die haben einfach zugesehen, wie ihre Kleinen andere Gäste mit Sand beworfen haben…Wenn die Mütter meinen, dass diese Handlungen sie nichts angehen, dann müssen sie mit den Konsequenzen leben“, begründet er seine kritisierte Entscheidung. Weitere Informationen zu diesem Absatz findet ihr unter (Quelle 1.2).
Wenn wir es nicht schaffen, einen Termin beispielsweise bei einem Friseur oder Physiotherapeuten einzuhalten, dann sagen wir in vielen Fällen nicht ab. Wir denken nicht darüber nach, dass derjenige mit seiner Arbeit Geld verdient und in dem Moment „leer ausgeht“.
Der kirchliche Glaube hat ausgedient und Ritualpfleger übernehmen die Gestaltung unserer persönlichen Feiern.
Beim Brötchenholen parken wir auf dem Bürgersteig vor dem Geschäft und blockieren den Verkehrsfluss einer engen Straße, obwohl auf der Straßenseite freie Parkplätze sind. Dass beim Bäcker noch 10 Leute warten und die Gehsteige ewig blockiert sind, das kann der Fahrer des Wagens vorher nicht erahnen.
Auf den Autobahnen herrscht Überfüllung. Die Autofahrer konkurrieren teilweise mit Schnelligkeit und liefern sich private Rennen. Nicht selten nutzen Autofahrer im Stau Standstreifen als zusätzliche Fahrbahn und bringen Menschen damit in Gefahr. Rettungsgassen werden als Fluchtwege genutzt, indem sich gelegentlich ein Autofahrer hinter den Rettungswagen „hängt“. Sind die Autobahnen 4 spurig, hält das einige Verkehrsteilnehmende nicht davon ab mit 120 km/Std auf der zweiten Spur von links zu fahren, obwohl weiter rechts alles frei ist.
Der Jogginganzug hat sich auch außerhalb des Sports als Kleidung für den täglichen Bedarf etabliert. Wir fühlen uns in der Weite und Bequemlichkeit der Materialien so behaglich, dass wir aus dem Wohlfühlmodus gar nicht mehr rauskommen. Die Sportartikelherstellen haben den Bereich außerhalb des Sports für ihre Ware entdeckt und die Jogginghose wird nach einem „upgrade“ zur Bürokleidung. Karl Lagerfeld hat dazu den legendären Spruch gesagt: „Jogginghosen sind das Zeichen einer Niederlage. Man hat die Kontrolle über sein Leben verloren und dann geht man eben in Jogginghosen auf die Straße.“ Man muss kein Fan von ihm sein, um diese Aussage bedenkenswert zu finden! Weitere Informationen findest du unter (Quelle 1.3).
Inzwischen scheinen wir vollkommen in uns selbst verliebt zu sein, was sich sehr gut an der Bedeutung der „Selfies“ belegen lässt. In den sozialen Medien zeigen wir uns in allen Lebenssituationen, sei es im Badezimmer vor dem Spiegel oder in einer Umkleidekabine beim Kauf eines neuen „Lieblingsstücks“. Wir verbringen Stunden unser Lebenszeit damit, Bilder von Freunden auf Sozialen Medien anzusehen oder Videos auf „Youtube“ anzusehen. Weitere Informationen findest du unter (Quelle 1.4).
Weil Menschen immer weniger in einer Gemeinschaft mit anderen Menschen leben wollen, verlagern wir uns auf Haustiere, um abends nicht alleine zu Hause zu sein. Sie ersetzen den Partner und werden vermenschlicht. Sie schlafen in unseren Betten, wir können Versicherungen für sie abschließen, sie in Tierhotels unterbringen und auf dem Tierfriedhof bestatten. Hundetagesstätten scheinen genauso frequentiert wie Kindertagesstätten. In der Fernsehwerbung bekommt die Katze ihr Fressen mit Petersilie verziert auf dem Teller serviert. Deutschland belegt mit ca. 34 Millionen Haustieren Platz zwei in Europa hinter Russland. Weitere Informationen findest du unter (Quelle 1.5).
Wir entwickeln uns zu einer Single-Gesellschaft, in der bereits 41,1 Prozent Einzelpersonenhaushalte gezählt werden (Quelle 1.6). Der ehemalige Professor für Soziologie Rüdiger Peuckert beleuchtet dieses Thema in seinem Buch „Das Leben der Geschlechter“, welches 2015 im Campus Verlag erschienen ist.
In einem solchen Umfeld, das einen hohen Individualismus zulässt, leben wir und wachsen unsere Kinder auf. Dieses Umfeld bildet die Basis für die 6 exemplarischen Gründe, warum das Führen von Beziehungen so schwierig geworden ist. Darüber lest ihr mehr im Kapitel 1.2, welches hier zu finden ist.