Diesen Artikel fand ich vor Jahren im Stern. Ich liebe ihn immer noch, weil er so wahr ist, wenn es um die Erziehung in den 70er im Vergleich zu heute geht. Der Artikel hat keinen bekannten Autor und ich habe das Glück gehabt, ihn im Internet auf der Seite der „Welt“ wieder zu finden. Wer ihn direkt im Netz lesen möchte, der klickt hier, alle anderen lesen ihn einfach auf dieser Seite.
Niemand hatte schuld….
Im Internet kursiert ein Text, so schön und wahr, dass wir ihn drucken, ohne den Urheber zu kennen. Eine Generationsgeschichte
Wenn du nach 1978 geboren wurdest, hat das hier nichts mit dir zu tun…. Verschwinde: Kinder von heute werden in Watte gepackt…
Wenn du als Kind in den 50er, 60er oder 70er lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, dass wir so lange überleben konnten. Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags. Unsere Bettchen waren angemalt mit in strahlenden Farben vollen Blei und Cadmium. Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel. Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen. Auf dem Fahrrad trugen wir nie einen Helm. Wir tranken Wasser aus Wasserhähnchen und nicht aus Flaschen. Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, dass wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar. Wir verließen morgens das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag und mussten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen. Niemand wusste, wo wir waren, und wir hatten noch nicht mal ein Handy dabei! Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne und niemand wurde deswegen verklagt. Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld außer wir selbst. Keiner fragte nach „Aufsichtspflicht“. Kannst du dich noch an Unfälle erinnern? Wir kämpften und schlugen uns manchmal bunt und blau. Damit mussten wir leben, denn es interessierte die Erwachsenen nicht. Wir aßen Kekse, Brot mit dick Butter, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick. Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche und niemand starb an den Folgen. Wir hatten nicht: Playstation, Nintendo 64, X-Box, Videospiele, 64 Fernsehkanäle, Filme auf Video, Sourround-Sound, eigene Fernseher, Computer, Internet-Chat-Rooms. Wir hatten Freunde. Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu deren Heim und klingelten. Manchmal brauchten wir gar nicht klingeln, sondern gingen einfach herein. Ohen Termin und ohne Wissen unserer gegenseitigen Eltern. Keiner brachte uns. Keiner holte uns… wie war das nur möglich? Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Außerdem aßen wir Würmer. Und die Prophezeiung traf nicht ein: Die Würmer lebten nicht für immer in unseren Mägen weiter, und mit Stöcken stachen wir uns nicht besonders viele Augen aus. Beim Straßenfußball durfte nur mitmachen, wer gut war. Wer nicht gut war, musste lernen, mit Enttäuschungen klar zu kommen. Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung. Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, dass die Eltern ihn nicht aus dem Schlamassel herausholen. Im Gegenteil: Sie waren der gleichen Meinung wie die Polizei! Na so was!
Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfinder mit Risikobereitschaft hervorgebracht. Wir hatten Freiheit, Misserfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit all dem wussten wir umzugehen.
Und du gehörst auch dazu!
Herzlichen Glückwunsch! Jetzt werdet ihr euch sicher fragen, was dieser Artikel mit dem Thema Beziehungen zu tun hat. Es ist denkbar, dass diese Menschen nicht so sehr auf sich fixiert sind und deshalb leichter Beziehungen aufrechterhalten können.
Quelle: https://www.welt.de/welt_print/article1468743/Kaum-zu-glauben-dass-wir-so-lange-ueberleben-konnten.html