„Werden, wer ich bin“

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Psychologie heute“ (07/2019) ist unter dem Titelthema „Werden, wer ich bin!“ ein sehr spannender Artikel erschienen. Er beschreibt die Herausforderung, sich ein Leben lang treu zu bleiben und ein Leben zu führen, „welches uns selbst entspricht und uns glücklich macht.“

Durch die im erwachsenen Leben angewachsenen Sachzwänge wird uns ab einen bestimmten Punkt oftmals die Möglichkeit genommen, selbstbestimmt zu leben: Zum Beispiel, weil wir eine Familie gegründet und Verantwortung für Kinder übernommen haben, die ernährt werden wollen. Wir sind zu dem Punkt in eine Situation gekommen, in der es oft nur eingeschränkt möglich ist, selbstbestimmt zu leben, sich selbst zu verwirklichen und sich treu selber zu bleiben.

Aber was macht uns denn in unserem Leben glücklich? Heißt, sich ein ganzes Leben treu zu sein automatisch, dass man sein ganzes Leben über im Wesentlichen sich selbst verwirklicht? Was ist „Selbstverwirklichung“ und ist sie wirklich die einzige Komponente, die glücklich macht? Es wird der Frage nachgegangen, welche Rolle dabei „Authentizität“ spielt und wie diese im Zusammenhang mit der Selbstverwirklichung steht.

Die US-amerikanischen Sozialpsychologen Brian Goldmann und Michael Kernis haben in ihren Untersuchungen vier Aspekte des Authentischen Lebens identifiziert: Ein Bewusstsein (für eigene Motive, Gefühle und Wünsche), eine unverzerrte Verarbeitung (von selbstrelevanten Informationen wie Stärken und Schwächen), ein selbstbestimmtes Verhalten (im Einklang mit den eigenen Werten, Vorlieben und Bedürfnissen) – und eben auch eine Beziehungsorientierung (als proaktiver Prozess der Selbstoffenbarung und der Entwicklung von gegenseitigem Vertrauen).

Viktor Frankl, Psychiater und Gründer der Existenzanalyse hat die Authentizität um eine soziale Dimension erweitert und sagt: „Das Ich wird Ich erst am Du. Das „eigentliche Ich“ zu leben meint also nicht die rigorose Selbstverwirklichung. Sondern vielmehr eine Selbsterfahrung, die im Kontakt mit anderen Menschen entsteht und durch Interaktion wachsen kann.

Der Psychoanalytiker Erich Fromm hat fünf Eigenschaften identifiziert, welches uns ein authentisches Leben ermöglichen: Es sind: Die Fähigkeit zu Staunen, Die Kraft, sich zu konzentrieren, Konflikte und Spannungen zu akzeptieren, die Bereitschaft, „täglich neu geboren zu werden“ und zu guter letzte die Fähigkeit zur Selbsterfahrung. Hier legt er besonderen Wert darauf, dass es bei der Selbsterfahrung nicht um einen Prozess handelt, der zum Egoismus oder gar Narzismus führt. Er schreibt: Man kann sich „nur im Prozess des Bezogensein auf andere als ‚Ich‘ erleben. Das Institut für Demoskopie Allensbach fragte Deutsche über 14 Jahren danach, was sie in ihrem Leben als besonders wichtig und erstrebenswert fänden. Die Topdrei der Antworten: „gute Freunde und enge Beziehungen“, „für die Familie da sein“ und „eine glückliche Partnerschaft“.

Sobald wir von „Interaktion mit anderen Menschen“ sprechen, geht es automatisch UNTER ANDEREM auch um Umgangsformen. Viele Menschen sind zurzeit verunsichert, ob wir den „alten Knigge“ in Zeiten der Globalisierung und Migration noch brauchen. Vielleicht brauchen wir nicht mehr alle Empfehlungen, die er einst in seinem Buch „Über den Umgang mit Menschen“ zusammengefasst hat. Was wir aber unbedingt noch brauchen, sind Absprachen, wie wir miteinander umgehen wollen. Zum Beispiel, wie wir einander auch nonverbal Wertschätzung zeigen können, wenn wir nicht mehr den Hut/das Cappy abnehmen wollen. Ohne Absprachen kann eine Gesellschaft nur schwer funktionieren. Dieses Thema wird im Buch „Die Beziehungs-Profis“ behandelt und es ist spannend.

Der Artikel in der Ausgabe Juli 2019 der Zeitschrift „Psychologie heute“ ist wirklich lesenswert und gibt viele hilfreiche Hinweise, wenn es um unser persönliches Glück und seine Definition geht. Das Magazin ist bis zum Erscheinen des neuer Neuen Ausgabe Mitte Juli im Handel erhältlich, kann danach entweder online als Download erworben oder beim Verlag bestellt werden.

Einige wichtige Hinweise:

Das Bild habe ich von Adobe Stock gekauft. Es hat die Nummer #283406128

Bei diesem Artikel handelt es sich um keine Werbung für das Magazin „Psychologie heute“, denn ich bekomme kein Geld dafür. Ich finde diesen Bericht wirklich lesenswert und deshalb möchte ich ihn in dem Blog nehmen.

Veröffentlicht in Beziehungen, Gesellschaftliche Entwicklung, Umgangsformen.