Wie einfach wäre das Leben, wenn wir auch sagen würden, was wir meinen!
Ein einfaches Beispiel verdeutlicht die Herausforderungen der Wortwahl:
Eine Frau und ihr Partner sind nach einem anstrengenden Arbeitstag zu einem Abendessen eingeladen. Während sie schon fertig ist, ist der Partner noch im Badezimmer. Sie ist müde und ihr ist nach einem leckeren Kaffee. Aber sie kann nicht einschätzen, ob sie noch genügend Zeit hat, bis ihr Partner fertig zur Abfahrt ist.
Sie geht daher zur Badezimmertür und klopft an, während sie den Föhn drinnen hört. Sie ruft deshalb laut: „Wie lange brauchst Du noch?“ Ihr Partner ist über diesen Satz empört, denn er wollte sich nach einem anstrengenden Tag im Büro mit viel Zeitdruck jetzt zum Abendessen in Ruhe fertig machen. Die Antwort ist ziemlich genervt: „Ich habe mich den ganzen Tag schon gehetzt, kann ich mich nicht wenigstens jetzt mit ein bisschen Zeit fertig machen?“ Die Vorfreude auf die Party ist dahin. Während der Fahrt später im Wagen sagt er kein Wort und ist sichtlich wütend.
Warum? Weil er sich unter Druck gesetzt fühlte. Schade, denn das wollten sie gar nicht! Sie hätte sich auch nur Zeit gewünscht. Aber gesagt hat sie leider etwas ganz anderes!
Hätte sie gefragt: „Habe ich noch Zeit, um mir einen Kaffee zu machen?“, wären es nicht zu dem Frust auf beiden Seiten gekommen.
Ist das nicht erschreckend, wie einfach es sein kann, wenn genau das gesagt wird, was gemeint ist?
In der Kommunikationswissenschaft aber auch in anderen Bereichen der Forschung über das Menschensein wurden in den letzten Jahrhunderten sehr viele Modelle entwickelt. Sie sollen veranschaulichen, was passieren kann, wenn Menschen nicht „richtig“ miteinander kommunizieren. Dabei ist „Kommunikation“ nicht nur auf die Wortwahl beschränkt, sondern ist viel weiter gefasst.
Es gibt eine Vielzahl von Modellen zur Kommunikation aus den unterschiedlichen Forschungsbereichen (Soziologie, Psychologie, Wirtschaft, usw.).
Für den „Beziehungs-Kontext“ sollen sechs Modelle angeführt werden. Sie verdeutlichen, welche Mechanismen in zwischenmenschlichen Beziehungen wirken.
Modelle zum Thema: „Wie wir kommunizieren“
- Die drei Ebenen der Kommunikation
- Die vier Kommunikationskomponenten
Modelle zum Thema: Was wir dabei über uns selbst wissen sollten
- Selbst-, Fremd- und Metabild
- BauKo-Modell
Modelle zum Thema: Was wir dabei über unser gegenüber wissen sollten
- Das Eisbergmodell
- Distanzzonen
Bisherige Erfahrungen zeigen, dass Menschen mit dem Wissen über diese Modelle ein viel klareres Bild über die Kommunikation an sich und über die Bedeutung der eigenen Rolle innerhalb dieses Prozesses erhalten.
Solltet ihr Modelle bisher langweilig und überflüssig gefunden haben, so werdet ihr gleich eure Meinung revidieren!
Eine ausführliche Beschreibung der Modelle würde den Umfang dieses Kapitels sprengen. Deshalb werden sie im Folgenden zusammenfassend beschrieben und ein Link führt zu tiefergehenden Informationen, wenn euch ein Abschnitt besonders interessiert:
Wie wir kommunizieren:
Wenn wir miteinander kommunizieren, spielen drei Ebenen eine Rolle: Die Inhaltsebene beschreibt die Nachricht, die wir übermitteln wollen. Die Informationstechnologische Ebene beschreibt den Weg, wie wir miteinander reden: Direkt oder beispielsweise über ein Telefon. Die Beziehungsebene beschreibt, wie wir zu der Person stehen.
Quelle 4.1: Bolten
Weitere Informationen zu diesem Modell findet ihr hier
Neben den Ebenen der Kommunikation stehen jedem persönlich von uns sogenannte „Kommunikationskomponenten“ zur Verfügung. Es gibt vier, die wie folgt benannt sein:
Quelle 4.1: Bolten
Die vier Kommunikationskomponenten werden in den mündlichen und schriftlichen Bereich untergliedert:
Quelle 4.1: Bolten
Dieser Tabelle solltet ihr eine besondere Aufmerksamkeit widmen, denn sie zeigt sehr deutlich, dass wir uns sehr viele, wichtige Kommunikationsmöglichkeiten nehmen, wenn wir uns gegenseitig lediglich „texten“. Deshalb die dringende Empfehlung: Nutzt die sozialen Medien zum Informationsaustausch, aber niemals für emotionale Themen!
Weitere Informationen zu diesem Modell findet ihr hier.
Was wir im Kommunikationsprozess über uns selber wissen sollten:
Das Model vom Selbst-, Fremd- und Metabild
Quelle 4.1: Bolten
Es ist selbsterklärend und die meisten haben nicht nur von Selbstbild, sondern auch vom Fremdbild gehört.
Das Interessanteste ist aber das METAbild, welches sehr häufig nicht übereinstimmt.
Weitere Informationen zu diesem Modell findet ihr hier.
In einer sehr mutigen Minute habe ich das BauKo-Model gezeichnet, welches visualisieren soll, dass wir bitte wieder mehr unserer Intuition vertrauen sollten.
Das BauKo-Model
©BauKo-Model nach Ulrike v. Rohr
Weitere Informationen zu diesem Modell findet ihr hier…
Was wir dabei über unser gegenüber wissen sollten
Das Eisberg-Model nach Freud (Quelle 4.4) Stellt anschaulich da, dass wir unserem Gegenüber nur „vor den Kopf“ sehen.
Die Menschen verfügen mit zunehmendem Alter durch ihre Ausbildung, kulturelle Prägung und Erfahrungen über großes Wissen, welches die Grundlage ihres Urteilsvermögens bildet. Ein Großteil dieses Wissens ist jedoch in unserem Unterbewussten abgespeichert.
Wer sich mit Psychologie beschäftigt oder schon einmal themenbasierte Seminare besucht hat, dem ist das berühmte „Eisbergmodell“ bekannt, welches sich auf die allgemeine Theorie der Persönlichkeit nach Sigmund Freud stützt. Das Eisbergmodell gehört in den Fachkreisen zu den wichtigsten Modellen in der Kommunikationstheorie zur zwischenmenschlichen Kommunikation.
Es beschreibt den Zusammenhang von dem „Bewussten und Unbewussten“ des Menschen und visualisiert es in einem Eisberg.
Weitere Informationen zu diesem Modell findet ihr hier.
Vielleicht habt ihr es auch schon erlebt, dass euch Menschen beim Reden sehr, sehr nah kommen. Einigen ist dieses Verhalten unangenehm. Für den nord-, mittel- und osteuropäischen Raum gilt die Einteilung in vier Distanzzonen, die eine wichtige Rolle im Kommunikationsprozess spielen. Das Model sieht folgendermaßen aus:
So ist es möglich, dass die körperliche Nähe im Kommunikationsprozess eine Herausforderung darstellt.
Weitere Informationen zu diesem Modell findet ihr hier.
Mit dem Wissen über die angeführten Modelle und den damit verbundenen Wirkungsmechanismen können wir behutsamer mit unseren Mitmenschen kommunizieren und somit Beziehungen bewusster leben (privat wie beruflich).
Das Geheimnis erfolgreicher Beziehungen liegt in der Fähigkeit, die Perspektive oder den Standpunkt einzunehmen, aus der die Sache von unserem Gegenüber betrachtet wird.
Der Autor des Buches „der kleine Prinz“, Antoine de Saint-Exupéry sagte vor langer Zeit einmal: „Um klarer zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung!“
Wir dies gelingen kann, soll im nächsten Kapitel mit einer bebilderten Geschichte verdeutlicht werden. Ihr findet es hier.