Jan Weiler als satirischer Beobachter unseres modernen Rollenverständnisses

In seiner Kolumne „Meine Leben als Mensch“, die seit 2009 in der „Welt am Sonntag“ und exklusiv auf seiner Homepage (www.janweiler.de) erscheint, beschreibt er seine Herausforderung, mit den Lebenswelten seiner Kinder zurecht zu kommen. Er karikiert die Situationen des alltäglichen Lebens als Vater einer pubertierenden Tochter und eines Sohnes. Er selbst ist in den 60er geboren und scheint seine persönliche Herausforderung damit zu haben, die Lebenswelten der Jugend zu verstehen und mit dem neuen Rollenverständnis zurecht zu kommen, auch wenn er es grundsätzlich befürwortet.

Nicht selten habe ich Tränen gelacht, weil ich viele der geschilderten Situationen selbst erlebt habe und in dem Moment nicht immer darüber lachen konnte. Schon immer habe ich Jan Weilers Beobachtungsgabe bewundert und sein Talent, die Situationen des alltäglichen Lebens komödiantisch aber auch mit einer Prise Kritik darzustellen. Er hat in vielen Punkten wirklich recht.

Am 10. Januar 2020 erschien im Magazin des Kölner Stadtanzeigers ein Interview mit ihm, in dem sein neues Buch „Kühn hat Hunger“ vorgestellt wird.

Der Protagonist Kühn ist „einfach ein prototypischer Normalo, der als Vater, Mann uns Kollege überfordert ist“.

Auf die Frage des Reporters, ob den „Normalos“ geholfen werden kann, gibt Jan Weiler eine bemerkenswerte Antwort. Er sagt, dass „das der falsche Ansatz wäre“ … und führt aus: „Es gibt viele Männer, die bis weit über das vierte Jahrzehnt Kinder sind. Sie übernehmen keine Verantwortung und können keine Entscheidungen treffen. Das müssen sie lernen.

Jan Weiler und ich haben einige Gemeinsamkeiten, unter anderem, dass wir beide 1967 geboren sind. Wir beide beobachten die Entwicklung unserer Gesellschaft.

Wir beide sind in dem Rollenverständnis erzogen worden, in der der Mann meist der finanzielle und die Frau meist der familiäre Versorger ist.

Aus all seinen Beiträgen, die ich von ihn gelesen habe, geht klar hervor, dass er die Entwicklung gut findet, in der Frauen heute auch alles werden können.  

Das bedeutet natürlich für beide Geschlechter eine enorme Herausforderung, denn in der heutigen Zeit können wir nicht nur alle alles werden: Wir scheinen auch alle alles können zu müssen. Das kann meiner Meinung nach nicht funktionieren und wir überfordern und selbst. Am Ende des Tages bedeutet es, dass unsere Beziehungen scheitern. Jan Weiler selber kommt zu dem Schluss „dass es eine Lösung erst in der nächsten Generation geben wird“.

Wir beide finden es beängstigend, „dass manche Leute nicht mehr in der Lage sind, einfache Fakten zu akzeptieren.“ Er führt ein Beispiel an, “ in dem ein Knöllchen für zu schnelles Fahren dem Anwalt geschickt wird, anstatt zu sagen: „ok, ich war zu schnell, dann zahle ich halt die zehn Euro“.

Er führt dieses Handeln darauf zurück, dass „Autoritäten nicht mehr anerkannt werden oder ihnen nicht mehr vertraut wird.“ Und „das man selber nicht schuld ist, sondern das System.“

Für meine Begriffe ist dieses Verhalten das Ergebnis unseres Erziehungsstils der letzten Jahrzehnte. Ich nenne Menschen, die sich so verhalten „Egozentristen“ und habe dieses erfundene Wort wie folgt definiert: „Durch Helikopter-und Rasenmäher-Eltern unfreiwillig zum Egoismus erzogenen Menschen“. Mehr zu diesem Thema findet ihr in dem Kapitel „2.4: Wo stehen wir heute“ hier. Glücklicherweise werden nicht alle Kinder in unserer Gesellschaft so erzogen. Es scheint sich allerdings um einen so hohen Anteil zu handeln, dass unsere Gemeinschaft geschädigt werden kann.

Jan Weiler und ich sind beide der Meinung, dass Freud recht hat, wenn er sagt „Erwachsen ist, … wer seine Bedürfnisse hintenanstellen kann“.  Ich habe das Thema „Bedürfnisse“ in Kapitel 2.1 tiefergehend beschrieben, welches ihr hier findet.

Aus Zeitgründen gehöre eher zu den Zeitungs-, Magazin- und Zeitschriften-Junkies. Bei Büchern verliere ich den Faden, weil die Pausen dazwischen zu groß sind. Dennoch werde ich mir die Kühn Reihe vornehmen, denn ich bin gespannt, wie er sich in das neue Rollenverständnis integrieren kann. Dabei gibt es bestimmt viel zu Lachen.

Es handelt sich bei dem Artikel um keine Werbung, denn ich erhalten kein Honorar. Das Bild stammt von StockSnap auf Pixabay Nummer: yellow-926728__340.webp

Ein ähnliches Interview mit ihn ist unter dem folgenden Link auf der Internetseite Deutschlandfunk Kultur zu finden.

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