Wenn wir heute etwas kaufen wollen, stehen wir vor einer unendlichen Auswahl. Dabei ist es unerheblich, ob wir in einem Geschäft sind oder das Internet nutzen. Auch der Zeitpunkt ist unerheblich, denn im Internet können rund um die Uhr Einkäufe getätigt werden. Manche Menschen kaufen am Ende nichts, wenn die Auswahl zu groß ist. Dieses Verhalten ist erforscht worden und nennt sich in Fachkreisen:
Das „Marmeladen-Paradoxon“[i]
oder „paradox of choice“. Es bezieht sich auf eine Studie von Iyengar & Lepper aus dem Jahr 2000 in Amerika. Das Institut hat dieses Phänomen untersucht, indem sie in einem Delikatessengeschäft in Kalifornien Probiertische aufbauten, wo sich die Kunden/innen kleine Toastbrote nehmen und verschiedene Marmeladensorten probieren konnten. In einer Versuchsanordnung präsentierte man den vorbeigehenden Kunden sechs verschiedene Sorten zum Probieren, in einer anderen vierundzwanzig. Von den Kunden, die am Tisch mit der großen Auswahl vorbeischlenderten, probierten sechzig Prozent mindestens eine Sorte, aber nur zwei Prozent der Passanten kaufte ein Glas. Die kleine Auswahl lockte zwar nur vierzig Prozent der Vorbeigehenden zum Probieren an, doch am Ende kauften zwölf Prozent der Kundinnen auch ein Glas Marmelade. Es wurde gezeigt, dass eine besonders große Auswahl von Marmeladen die Kauflust der Menschen reduziert. Gibt es zu viele Optionen, verwischen die Unterschiede zwischen den Angeboten und die Kunden verzichten aus Furcht vor Reue bei einer Fehlentscheidung lieber ganz auf den Kauf.
Das Thema „zu viel Auswahl“ bezieht sich nicht nur auf die Dinge des täglichen Lebens, sondern auch auf unsere Partnerwahl oder unsere Freundschaften. Frei nach dem Motto: „Vielleicht, oder bestimmt sogar, gibt es noch eine/n Passenderen“. Dadurch, dass wir sehr mobil sind und oft ein Leben führen, in dem wir auf viele Menschen treffen, gaukelt wir vor, dass wir ja noch mal gucken können, bevor wir uns entscheiden. Wir sind heute viel zu schnell dabei, eine Freundschaft oder Beziehung zu beenden. Klar: Auf Singlebörsen im Internet können wir auf einen unendlichen „Pool“ von potentiellen Kandidaten zugreifen. Da wir auf weiteren sozialen Medien ebenfalls so viele Freunde haben, können wir „den einen“ schon vernachlässigen. Kein Wunder, dass Menschen sich nicht mehr entscheiden können, Beziehungen zu halten, denn es könnte ja noch etwas „Besseres“ kommen.
Es ist schade, denn eines ist klar: Alle Beziehungen werden über die Zeit größeren oder kleineren Belastungsproben ausgesetzt. Diese gemeinsam zu bestehen, festigen Beziehungen und machen sie stabiler. Das ist es allemal wert!
Das Beitragsbild stammt von geralt auf pixabay und er hat dafür eine Spende bekommen.
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